Bericht 117, Oktober 2015

Kind an Bord

(Teltowkanal, Griebnitzsee, Tiefer See; 25.73 km, 1 Schleuse)

Berlin – Potsdam

Berlin – Potsdam

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Wir feiern eine Première: Unsere knapp fünfjährige Enkelin ist nach eigener Einschätzung alt genug, um ganz allein bei Oma und Opa eine Woche Ferien zu verbringen. «Kind an Bord» – da steht natürlich Sicherheit zuoberst. Glücklicherweise ist unsere Enkelin ein kluges Mädchen (Kunststück, bei diesen Genen…) und hat sofort und nachhaltig verinnerlicht, dass man sich immer – IMMER!!! – mit einer Hand an der Reling (oder an der Oma…) festhält, wenn man sich an Bord bewegt und dass man, wenn das Schiff fährt, immer – IMMER!!! – die Rettungsweste trägt.

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Für uns selbst bevorzugen wir die handlichen Automatikwesten gegenüber den unförmigen Feststoff-westen. Insbesondere Kinder werden durch die relativ unförmigen Feststoffwesten in ihrem Bewegungsdrang übermässig behindert. Mittlerweile gibt es sogar für Kleinkinder aufblasbare Automatikwesten. Die Secumar Survival Mini Duo Protect hat sich bei uns bewährt. Voraussetzung ist natürlich, dass die Erwachsenen mit dem guten Beispiel vorangehen!

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Kinder an Bord wollen beschäftigt sein. Mit Oma zu kochen ist schlicht grossartig.

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Nicht minder grossartig ist es, Opa für einmal ganz allein für sich zu haben, ohne ihn mit dem kleineren Bruder teilen zu müssen.

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Von der Illusion, Schiff zu fahren sei für ein kleines Mädchen spannend, haben wir uns ganz schnell verabschiedet. Also bleiben wir vorerst einmal in Berlin, welches aus lauter Kinderparadiesen besteht.

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Zuoberst auf unserem Kinderprogramm steht ein Besuch des AquaDom & SeaLife an der Spandauer Strasse 3. SeaLife-Aquarien gibt es auf der ganzen Welt, aber der AquaDom in Berlin ist unseres Wissens einzigartig. Gemäss Wikipedia ist er «das größte zylindrische Salzwasseraquarium der Erde. Es besteht aus einem Acrylglasbehälter von 16 Meter Höhe und 11,5 Meter Durchmesser. Insgesamt ist die Konstruktion 25 Meter hoch. In der Mitte des Zylinders können Besucher in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurchfahren. In dem Aquarium leben rund 1200 Fische aus rund 95 Arten in einer Million Liter Salzwasser».

Der AquaDom

Der AquaDom

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Im Ortsteil Weissensee, am Caligariplatz, sind wir auf das Kunst- und Kulturzentrum «Brotfabrik» gestossen. Das Märchen vom Kalif Storch kennt jeder, aber eine derart kindgerechte Aufführung eines Märchens haben wir noch nie gesehen.

(Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brotfabrik_Berlin.jpg#/media/File:Brotfabrik_Berlin.jpg)

(Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brotfabrik_Berlin.jpg#/media/File:Brotfabrik_Berlin.jpg)

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Unser nächster Besuch gilt dem Legoland am Potsdamer Platz. Wir sind aufgrund der zum Teil sehr negativen Bewertung in «Tripadvisor» etwas skeptisch. Um nicht lange anstehen zu müssen, sind wir bereits um 10 Uhr hingegangen und mussten nicht anstehen. Um es kurz zu machen: Wir sind den ganzen Tag im Legoland geblieben.

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Im 4-D-Kino

Im 4-D-Kino

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Die Kinder (und die Erwachsenen…) können Legomodelle bauen und wenn der kindliche Bewegungsdrang überhand nimmt, hat es (für die Kinder) eine Art Hüpf- und Kletterburg zum Austoben. Gefragt am Ende der Ferien, was ihr denn nun am besten gefallen habe, kam die Antwort unserer Enkelin ohne zu zögern: «Das Legoland!»

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Seifenblasen faszinieren alle Kinder. In Berlin trifft man hin und wieder Strassenkünstler, welche Riesen-seifenblasen produzieren. In der Nähe des Hackeschen Marktes lässt eine junge Frau auch Kinder solche Seifenblasen machen. Unsere Enkelin geht in diesem Spiel völlig auf.

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In Zürich wurde übrigens unlängst ein 70jähriger pensionierter Architekt gebüsst, weil er in der Nähe des Sees Seifenblasen gemacht hatte. Er habe damit seine «Sorgfaltspflicht zur Vermeidung nachteiliger Einwirkungen auf Gewässer» verletzt. Es ist doch beruhigend, dass die zwinglianische Nüchternheit und Lustfeindlichkeit die Jahrhunderte überdauert.

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Wir könnten noch lange in Berlin bleiben und es gäbe noch viele Kinderparadiese zu entdecken, aber Mitte Oktober naht und wir müssen spätestens Ende Oktober in unser Winterquartier im rund 600 km entfernten Weener einlaufen.

Die «MS Veranderen» läuft aus dem Hafen Berlin-Tempelhof aus

Die «MS Veranderen» läuft aus dem Hafen Berlin-Tempelhof aus

Martin und Thesi Eberhard sind mit der «MS Veranderen» bereits zu ihrem Winterquartier ausgelaufen. Wir selbst wollen spätestens Ende Oktober in unserem Winterquartier in Ostfriesland sein – das sind deutlich über 500 Kilometer Fahrt. Auch wenn Schiff fahren für ein kleines Mädchen lange nicht so aufregend ist wie für Opa und Oma, kommen wir doch nicht darum herum, wenigstens ein paar Stunden zu fahren.

Die Schleuse Kleinmachnow

Die Schleuse Kleinmachnow

Wir dislozieren also überschaubare 25 Kilometer nach Potsdam und passieren dabei eine einzige Schleuse, diejenige von Kleinmachnow. «Wie im Lift!» kommentiert unsere Enkelin sachkundig und lässt uns nach zwei Stunden Fahrt wissen, es sei ihr jetzt langweilig. Gut, ist Potsdam schon in Sicht! Wir legen in der «Marina am Tiefen See» an, wo wir schon mehrfach lagen und jeweils gut aufgehoben waren.

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Unsere Enkelin freundet sich unverzüglich mit der hafeneigenen Schäferhündin an, welche offensichtlich die Gutmütigkeit selbst ist.

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Unser Potsdamer Kinderprogramm sieht einen Besuch der Biosphäre vor, einem Tropenhaus mit rund 20’000 tropischen Pflanzen und etwa 350 Arten tropischer Tiere. Am ehesten könnte man die Biosphäre Potsdam mit der Masoala-Halle im Zürcher Zoo vergleichen.

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Unsere Enkelin erobert das Herz des für die Schmetterlinge zuständigen Tierpflegers und erhält eine Privatführung im Schmetterlingshaus. Dieses ist deutlich kleiner als das Papiliorama in Kerzers, was sich aber als Vorteil erweist, weil man die zum Teil handtellergrossen Schmetterlinge aus nächster Nähe bewundern kann.

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Sämtliche Stadien von der Raupe über die Verpuppung bis zum Schmetterling kann man hautnah beobachten.

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Wie aus der Raupe ein Schmetterling wird, ist für uns zoogische Laien doch immer wieder ein Wunder.

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Unsere Enkelin hat das Besuchsprogramm in vollen Zügen genossen und schweren Herzens verabschieden wir sie nach einer Woche. Begleitet von Charlotte fliegt sie in die Schweiz zurück. Nach Charlottes Rückkehr laufen wir aus – Ziel Ostfriesland.

Aus dem Logbuch

  • Berlin-Tempelhof. Sportboothafen am Teltow-Kanal mit Elektrisch (16 Ampère), Wasser, Toiletten und Duschen (Allerdings nur je eine Herren- und Damentoilette resp. -dusche für den ganzen Hafen). Keine Kostenpflichtig. Direkt am Hafen im ehemaligen Lagergebäudekomplex grosses Einkaufszentrum mit EDEKA, Reformhaus, Media-Markt, Apotheke, Drogerie, Ärztezentrum, Sparkasse, etc.. Nähe Bus und U-Bahnstation Ullsteinstrasse. Kann an schönen Sommerwochenenden vom gegenüberliegenden Eventlokal lärmig sein. Sonst ruhig und im üblichen Rahmen sicher (Security). Die beiden Hafenmeister Toni Rüffer und Jens-Uwe Stiebitz sind sehr hilfsbereit.
  • Schiffselektriker und -elektroniker in Berlin: Andreas Langbein. Tel. +49 (0)30 419 394 97, Mob. +49 (0) 173 908 48 36. Hat uns einen kompetenten und zuverlässigen Eindruck gemacht.
  • Potsdam. Liegemöglichkeit für grosse Schiffe am West-Ufer bei km 23.5, allerdings ohne Einrichtungen. Für Yachten verschiedene Marinas mit Wasser, Elektrisch und Sanitäreinrichtungen. Kostenpflichtig. Wir lagen in der «Marina am Tiefen See» und waren gut, wenn auch nicht billig aufgehoben. Für Sehenswürdigkeiten siehe Internet. (Vor allem natürlich Schloss Sanssouci). Unser unveränderter Gastro-Tip: Fischrestaurant «Der Butt», Ecke Gutenberg-/Jägerstrasse (ca. 15 Fussminuten von der Marina am Tiefen See). Weitere Liegemöglichkeit beim Eisenbahner Sportclub Potsdam (Sportplatz Berliner Strasse). Kostenpflichtig (1.50 Euro/Meter). Dusche, Abfall. Abgeschlossenes Gelände. Vereinsgaststätte auf dem Gelände (Empfehlung von Detlef Unger).

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